Ein Elefant in Rom

Lieber Titus,

denk` doch noch mal an den wunderbaren Elefantenobelisk in Rom, wie er jetzt da steht, jetzt in dieser Sekunde, in der du dich aufmachst, um in die Schule zu gehen. Vielleicht wartet der steinerne Elefant jetzt auf Dich. Aber er weiß, dass du wiederkommen wirst nach Rom und zu ihm. Jetzt denkst du an all das Schöne, das du mit ihm erlebt hast.

Der kleine Elefant macht mir dir einen Morgenspaziergang durch Rom. Zuerst führt er dich zum Flavischen Amphitheater, das auch Kolosseum heißt, wahrscheinlich, weil früher dort eine riesige Statue stand. Ein Koloss. Erbaut haben das schöne Theatergebäude, das noch so gut erhalten ist, die Flavischen Kaiser Vespasian und sein Sohn Titus. Ich will nicht sagen, dass Du nach ihm benannt bist, aber Du trägst jedenfalls seinen Namen. Mit dem Rüssel zeigt der römische Elefant auf das gewaltige, schöne Gebäude. „Wusstest du, dass es in Rom auch noch ein kleines Kolosseum gibt“, fragt er? „Dort führe ich Dich jetzt hin.“

„Mach die Augen auf, jetzt kommt es“, sagt der Elefant. Da staunst du nicht schlecht. Ihr steht vor einem weiteren Kolosseum, kleiner als das andere, aber mit einem weiteren Stockwerk, das fast bewohnt aussieht, wie bei einer Burg. „Das gefällt mir gut“, sagst du. Zur Piazza Venezia ist es dann nicht mehr so weit. Aber bevor Ihr dort anlangt, setzt Ihr Euch noch in ein gemütliches Café.

Gestärkt von dem wunderbaren Kaffee ziehen ihr beiden weiter. An der Piazza Venezia braust der Verkehr. Das sieht lustig aus. Aber der kleine Elefant zieht dich weiter, an der „Schreibmaschine“ vorbei, dem großen Denkmal für den italienischen König, zum Trajansmarkt. Da staunst du über die schönen Tempelreste.

Von den Ruinen des Trajansmarktes geht es weiter. Aber ihr könnt nicht zu Fuß gehen. Das, was der kleine Elefant Dir jetzt zeigen will, ist ein wenig weiter weg. Deshalb zieht er dich erst einmal zur Straßenbahn. Als Ihr aussteigt, siehst du schon von weitem den Obelisk. Früher stand er auf dem Kapitol und davor in Ägypten. Weißt du, wie die Kirche heißt? S. Giovanni in Laterano, die älteste Kirche Roms. Prächtig und schön sieht sie aus. Der kleine Elefant nimmt Dich am Rüssel und geht mit dir durch die schwere Holztüre hinein.

Am anderen Tag möchte der kleine Elefant dir etwas ganz Besonderes zeigen. Die Via Appia Antica. Mit der Straßenbahn fahrt Ihr dorthin. Entlang dieser alten Römerstraße sind beeindruckende Grabmale. Sie ist eine der ältesten Fernstraßen. Schon vor Christi Geburt verlief sie bis nach Brindisi. Gespenstisch ragen die Ruinen der alten Gräber in den Himmel. Staunend schaut Ihr nach allen Seiten.

„Ich zeige dir noch mehr von meiner Stadt“, sagt der römische Elefant. „Heute gehen wir in das Museum mit den schönsten Gegenständen aus römischer Zeit. Hinter dem Hauptbahnhof Roma Termini liegt das wunderschöne Gebäude, in dem das Museum sich heute befindet. Ein eindrucksvoller Kreuzgang, der sehr südländisch und altertümlich wirkt, wird dir besonders gefallen.

Stundenlang lauft Ihr beiden zwischen den römischen Funden umher. Bis die Nachmittagssonne hinter dem Dach verschwindet und der kleine Elefant Durst bekommt. „Lass uns zum Trevibrunnen laufen“, sagt er, „und uns gemütlich in ein Café setzen.“

„Was hat dir denn von allem am besten gefallen?“, fragt der kleine Elefant. Du überlegst einen Moment lang. „Die Statue der Juno“, sagst du. Die habe ich mir genau angesehen. Aber wer ist eigentlich die Juno?“ „Das weiß ich auch nicht so genau“, erwidert der Elefant, „aber überall trifft man hier in Rom auf diesen Namen. Aber am allerschönsten war der Kreuzgang.“

„Ich muss dir heute etwas ganz anderes zeigen“, sagt am anderen Tag der kleine Elefant. „Weißt du“, beginnt er, „Rom ist eine spannende Stadt. Mittendrin gibt es eine 2 m hohe Mauer – und in der Mauer liegt ein anderer Staat. Dort wohnt der Papst. Ich zeige dir jetzt seine Kirche. Sie hat die größte Kuppel, die es auf der Welt gibt. Dort kannst du hinaufsteigen. Viele, viele Stufen, aber wenn du oben bist, hast du einen wunderbaren Blick, auf ganz Rom und auf die schönen Gärten des Papstes, die Vatikanischen Gärten, und auf den geheimnisvollen Bahnhof, wo der Papst manchmal einsteigt.“

Plötzlich beginnen die Glocken zu läuten, alle auf einmal. Einen Moment lang erschreckt Ihr beiden, aber dann wisst Ihr, was das bedeutet.

Glocken, die gehören einfach zu Rom.

 

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